Gott
Ja, ich glaube an Gott. In meinem Fall wegen Jesus, den
ich tatsächlich für den Christus halte. Ich versuche, ein Nachfolger zu sein. Für
meinen Glauben sind die Evangelien des Neuen Testaments die Grundlage. Und dort
wieder alles was von Jesus gesagt wird und da wiederum das, was er gepredigt
hat. Die Gleichnisse. Z.B. das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist mir
zentral.
Nein, ich glaube nicht, dass für eine Leben als Christ unbedingt eine Kirche
nötig ist. Jesus wollte Nachfolger, keine Mitglieder einer Kirche. Sie finden
sich heute innerhalb der Kirchen - also in der Evangelischen, Katholischen
(auch orthodoxen), Freikirchen, Neuapostolischen Kirche, den Adventisten usf. -
und auch außerhalb von diesen.
Und: Ich bin ziemlich sicher, wenn wir eines Tages in der anderen Welt die
Augen aufschlagen, werden wir uns wundern, wer alles da ist. Und wer nicht….
Ich für mich bin evangelisch/protestantisch aufgewachsen. Reformiert, wie die
Schweizer das nennen. Bin froh drum. Mit den Jahren sind die evangelischen
Freikirchen in Deutschland für mich wichtig geworden. Weil sie die persönliche
Zuwendung zu Christus für zentral halten. Ich auch. Das ist in der sog. Ev.
Landeskirche nur eine Option und leider oft nicht zentral.
Aber: Die meisten amerikanischen Freikirchen lehne ich ab. Sie haben sich aus ehemals
vitalen Reform-Bewegungen zu ultrakonservativen sektenähnlichen Gebilden
entwickelt, mit denen ich wenig gemeinsam habe. Der Fundamentalismus der
Gemeinden des „Biblebelt“ mit Tendenzen zu Gewaltbereitschaft/Waffen,
Korruption, Bigotterie, zu Möchtegern-Diktatoren wie Trump usf. sind sattsam
bekannt. Und diese Dinge Christus, der die Feindesliebe gepredigt hat,
jedenfalls ein Gräuel.
Ich kenne viele Katholiken, die genau wie ich glaubende Menschen sind.
Gleichzeitig halte ich – da bin ich wirklich nicht der einzige – die
katholische Lehre für renovierungsbedürftig. Ein Leuchtturm innerhalb der Römisch-Katholischen
war und ist für mich der Tübinger Theologe Hans Küng, der im letzten Jahr
(2020) gestorben ist. Allerdings hält der Klerus in Rom wie Pech und Schwefel
an seiner Macht fest. Ich habe eben zu Weihnachten 2021 ein Interview gelesen
mit dem Kardinal Ludwig Müller aus dem Vatikan. Nach der Lektüre war mir klar,
warum sich da so wenig ändert. So lange die römisch-katholische Lehre davon
ausgeht, dass „die Kirche“ eine gottgegebene Sache ist (die alten Männer meinen
mit der Kirche wohl sich selbst), darf sich an deren Lehrgebäude nichts ändern.
Ich wünsche mir christus-zentriertere Auffassungen. Hier das Interview: